Mittwoch, 29. April 2009

Noch ein Arztbesuch und ein Besuch beim Immigrationsamt und weitere Infos

Wie ich festgestellt hab, fehlt bei meinem Einreisestempel das 90 Tage Turi Visum. Da ich heute eh mit einem der chicos zu einem Arzt in La Paz musste wegen Narbe am Ruecken, hab ich gleich da vorbeigeschaut. Der Sachbearbeiter hat gemeint, bei der Einreise hab ich einen Zettel mit Stempel bekommen, aber als ich gesagt hab, den hab ich nicht bekommen, hat er mit ohne weiteres einen 90 Tagesstempel in den Pass reingehauen. Als Tourist ist man ja sozusagen eine wandelnde ausgebende Geldboerse. Wir haben dann in einem Cafe ein Eis gegessen, die Portion war so gross und so billig, wie ichs selbst in Ecuador nicht erlebt hab. Jetzt weiss ich auch warum alle Bolivien so toll finden: es gibt nicht nur schoene Landschaft, sondern man kann hier auch fuer wenig Geld wie ein Koenig leben...

La Paz ist eigentlich ganz gut rausgeputzt und ganz sauber. Wenn man dann allerdings wieder auf die Hochebene (Altiplano) hochfaehrt, wirds wieder arm und dreckig und der Kopf beginnt wieder zu schmerzen. 500 Hoehenmeter merk ich immer noch. Es macht anscheinend einen ziemlich grossen Unterscheid ob man auf gemuetlichen 3600m in La Paz ist oder auf 4100m in El Alto...

Eine kleine Berichtigung: ich hatte ja mal geschrieben, Doris haette einige Jahre in einer Seifenfirma gearbeitet. Das stimmt nicht. Ich hab nochmal nachgefragt, sie hat dort 6 Monate Praktikum gemacht und nach insgesamt 3 Jahren das Chemiestudium abgebrochen, weil sie dazu von ihren Eltern gezwungen wurde und eigentlich immer schon Jura oder so etwas in der Art studieren wollte!
Sie hat dann zufaellig die Nonnen kennengelernt und seitdem in diversen Entwicklungshilfeprojekten mitgearbeitet.


Ueber einige Chicos:

Einige sind geistig ziemlich hell, so 2 oder 3 werden wohl mal studieren. Einige haben aber auch massive Probleme.

Einer z.B. hat frueher so viel Alkohol gesoffen (getrunken kann man hier nicht mehr sagen), dessen Gehirn ist jetzt ziemlich kaputt. Er hat mal Medizin studiert, aber dass dann nach 3 Jahren abgebrochen. Wenn ich mit ihm Englisch oder Mathe mach, befinden wir uns auf Unterstufe oder Grundschul Niveau, weil er sich nichts mehr merken kann. Er ist jetzt 26. Er merkt langsam, dass das mit dem Gedaechtnis wohl nie mehr was wird, was natuerlich fuer die Kopfleistung nicht gerade foerderlich ist. An manchen Tagen geht gar nichts, dann sitzt er nur da und schaut ins Leere...
Wenn man so mit ihm redet, ist er eigentlich wie ein Erwachsener, 26jaehriger. Aber wenn man ihm was beibringen will... In Mathe hat er Schwierigkeiten mit Multiplikation z.B., Division geht fast nicht mehr...
Als er gemerkt hat, dass das mit dem Medizinstudium nichts mehr wird, hatte er die Idee, Physiotherapie zu machen, aber davon hat der psychologische Berater auf Grund genannter Probleme auch dringend abgeraten. Koch steht als naechstes auf dem Plan. Das muesste auch evtl. funktionieren...

Ein anderer war nie in der Schule, er hat auch irgendein Problem mit dem Kopf. Heut musste ich feststellen, dass er kaum schreiben kann, lesen gar nicht. Von Mathe mal ganz zu schweigen...

Vorgestern ist einer wieder aufgetaucht, der war das letztemal 2006 hier. Zwischendurch war er in einm anderen Projekt in La Paz. Als er angekommen ist, hat die Doris gefragt, wies so geht und was so passiert ist. Seit 2006 ist der Vater an Alkoholismus gestorben und vor kurzer Zeit seine Schwester im Krankenhaus (ich glaub auch an Alkoholismus), weil die im Krankenhaus ohne Geld einen nicht behandeln sondern so lange warten bis eine/r von den Strassenkindern stirbt...

Also, hier in dem Land gehts eigentlich nur drunter und drueber, wenn man das Ganze so mal genau betrachtet. Ab und zu schau ich mir die Tagesschau im Internet an, die Probleme in Deutschland (ausser jetzt der Wirtschaftskrise) sind ganz anderes "Kaliber". Davon koennen die hier nur traeumen :)

Sonntag, 26. April 2009

Ein Arztbesuch und Geldtransport

Letztens war ich mit einem der chicos beim Arzt, weil die Hand weh tut und angeschwollen ist. Die Praxis sah eigentlich ganz ordentlich aus. Es gab nur kein einziges elektronisches Geraet. Naechste Woche muessen wir dann nochmal in ein Labor gehen, wo alles genau untersucht wird... Da bin ich schon gespannt wie das so aussieht...

Nebenan vom Arzt waere auch ein Kieferorthopaede gewesen, aber den lockeren Draht lasss ich lieber in Muenchen anschaun :)

Dann hab ich noch Geldtransport gespielt, bzw. Geld von einer treuen Spenderin abgehoben. Da hier auch die Tankstellen von bewaffneten Polizisten bewacht werden und die Banken von Militaer mit Maschinengewehr, war mir net so wohl dabei, weil den Betrag den ich abgehoben habe - der ist fuer bolivianische Verhaeltnisse immens hoch (200 euro). Aber es is alles gut gegangen, war ja auch nachmittags und noch hell...

El Alto ist glaub ich wirklich nicht die sicherste Gegend. Also nachts wuerd ich da als Weisser nicht spazieren gehen (Taxi ist billiger als Muenchner U-Bahn), da wurde mir auch dringend davon abgeraten. Es gibt aber auch nichts, was man da verpassen wuerde... ausser einen Haufen Muell auf der "Strasse"...

Und dann noch ein paar Bilder: in Bolivien wird so Geburtstag gefeiert (also hier fast immer zum Fruehstueck, aber ob das normal ist, um 7:30 Uhr morgens Kuchen zu essen???):
Man muss den Kuchen "kuessen" und dabei bekommt man dann das Gesicht in den Kuchen gedrueckt. Bei der Geschenkuebergabe bekommt man ein, zwei oder drei Eier auf dem Kopf zerdrueckt und dann noch Mehl drauf, damits besonders schoen in den Haaren kleben bleibt...




Geburtstag Victor vorher


Geburtstag Victor nachher


Mathe - Lernstunde


Kueche


noch ein Geburtstag


sehr kalt morgens bei 0 Grad mit Sandalen



Donnerstag, 23. April 2009

Heute vor 9 Monaten...

... ist das Flugzeug in BsAs gelandet und vor 5 Wochen in El Alto/La Paz (La Paz hat keinen Flughafen, weil es in einem Talkessel liegt, von sehr hohen schneebedeckten Bergen umgeben). Aufgrund diesen zwei historischen Grossereignissen, gibts mal wieder einen Blog-Eintrag...mit ein paar Wikipedia Infos ueber Bolivien.

Doch erst ein Auszug aus einem Gespraech mit Victor, 29 Jahre, er ist so etwas wie der "Chef der chicos", lebt auch hier im Projekt:


Daniel: Wo arbeiten eigentlich die Leute hier in El Alto und La Paz, gibt es sowas wie einen grossen Arbeitgeber?

Victor: Leider nein. Hier in El Alto gibts eigentlich keine Arbeit.

Daniel: Und in La Paz?

Victor: Da gibts noch weniger Arbeit.

Daniel: Und von was leben dann die Leute?

Victor: Von eigenen "Microempresas" (Anm.: Mini-Unternehmen, das sind dann die Leute die mit einem Tisch am Strassenrand sitzen und Getraenke und Essen verkaufen oder eine Autowerkstatt oder ein kleines Geschaeft besitzen). Die meisten Leute versuchen nach Chile oder Argentinien zu gehen um Arbeit zu finden. Hier gibts leider nix, deswegen ist die Armut auch extreme hoch.

Daniel: Und die Autos? Wo werden die produziert?

Victor: In Chile. Werden importiert. Aufgrund der sehr schwachen Wirtschaft haben wir auch hier von der Wirtschaftskrise gar nichts gespuert.


Hier in dem Projekt werden gerade Geldbeutel von den chicos hergestellt, die werden dann nach Holland verkauft werden. Jetzt weiss ich auch warum Victor mit 29 Jahren immer noch im Projekt lebt. Die Alternativen sind nicht gerade toll. Hier hat er einen festen Job, er ist Chef der Schneiderei sozusagen.

Judan z.B. studiert Bauingenieurwesen, er wird dann mal im Strassenbau arbeiten. Das ist ein Sektor in dem es massig Arbeit gibt, da e shier eigentlich nur Holperwege gibt, von den Hauptverbindungsstrassen nach Perú mal abgesehen... Aber auch er wird nach 4 Jahren Studium mit minimalen Englischkenntnissen aus der Uni gehen, er hat erst vor 4 Monaten mit Englisch angefangen. Fast unvorstellbar...


Und jetzt mal ein paar Infos ueber Bolivien (Quelle: es.wikipedia.org/wiki/Bolivia):


Bolivien liegt in der Mitte Südamerikas und seine knapp 1,1 Mio Quadratkilometer Fläche grenzen an Peru, Chile, Argentinien, Brasilien und Paraguay. Das Land wird von zwei Ketten der Anden durchzogen. Das dazwischen liegende Altiplano – das Hochland, 3000 bis 4000 Meter über dem Meeresspiegel gelegen (dort ist auch das Project), nimmt zusammen mit den Kordilleren etwa 1/3 der Landesfläche ein und ist das traditionelle Kernland, da in ihm ein Großteil der 8,3 Mio. Bolivianer, zum größten Teil indigenen Ursprungs, leben. Im Bergland wurde schon immer Bergbau betrieben, sehr bedeutende Erzlagerstätten, befinden sich hier.

Das Amazonische Tiefland und die Llanos nehmen den größten Teil der Landesfläche ein, sind allerdings am dünnsten besiedelt. Hier befinden sich die ertragreichsten Böden.

In Bolivien sind 70% aller Tier- und Pflanzenarten und fast alle Klimaregionen vertreten, 36 Sprachen der vielen Volksgruppen offiziell anerkannt.

Trotz seiner natürlichen und kulturellen Ressourcen ist Bolivien das ärmste Land Südamerikas und eines der ärmsten der Welt: das Pro-Kopf- Einkommen liegt bei 800 US$ sein Bruttoinlandsprodukt bei etwa 2.400 US-Dollar pro Kopf/Jahr unterdurchschnittlich. Zwei Drittel der Bevölkerung leben von weniger als einem Dollar pro Tag, obwohl Bolivien über die größten freien, d.h. ohne gleichzeitige Ölförderung ausbeutbaren Erdgasvorkommen Südamerikas verfügt.

Die Armut betrifft vor allem den ländlichen Raum, wo es in großen Gebieten an grundlegender Infrastruktur fehlt: Energie und Wasserversorgung, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Kommunikation. Auf dem Land beträgt die Armutsrate 85%. Die Konsequenzen zeigen sich in Mangel- bis Unterernährung, hohe Kinder und Säuglingssterblichkeit, Landflucht, u.a.

Auch die Städte, vor allem die jungen Siedlungsgebiete um die größeren Städte La Paz und Santa Cruz leiden unter den Folgen der Landflucht, welche vor allem ab Anfang der 90 er Jahre sehr schnell zugenommen hat. So lebt heute 60% der Bevölkerung in den Städten, vor wenigen Jahren lebten diese Menschen auf dem Land.

Am deutlichsten zeigt sich diese Entwicklung in El Alto, eine junge Stadt auf dem Hochland oberhalb von La Paz, wo traditionelle ländliche Lebensstile auf die Entwicklungen der Moderne prallen. Negative Erscheinungen sind Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Kriminalität, die Konsequenzen daraus sind oft zerfallende Familien, Gewalt und Obdachlosigkeit und die betroffenen meist Kinder, Jugendliche und Frauen.

Dienstag, 21. April 2009

neuer Artikel...

...von mir auf der Hauptseite

http://visozial.org/

Mittwoch, 15. April 2009

Montag, 13. April 2009

Chajlaya



Dusche draussen


Schlafraum mit integriertem Esstisch




Fussballplatz - cancha



Dorfplatz


Kueche




Kueche wird abgeladen



der erste Klasse Bus, aber er fuhr

Chajlaya, da waren wir, von Donnerstag bis Sonntag, das Dorf von einem der chicos, in dem er aufgewachsen ist. Ich glaube die haben noch nie einen Weissen gesehen, die Leute da ham mich angeschaut als ob ich vom Mars waer. Is mir jedenfalls so vorgekommen, jedenfalls wollten sie mich immer zum Essen oder Alkoholgenuss einladen (Alkoholismus in Bolivien ist ein schwieriges Thema, dazu spaeter).

Also das Ganze war ein Fussballturnier mit 9 Mannschaften, wie ich bei der Ankunft festgestellt hab. Der Fussballplatz war mehr unfoermig als Gerade, aber egal, spielen kann man ja ueberall. Am ersten Tag hats etwas geregnet, deswegen war das Ganze mehr Schwimmbad als Fussballplatz :)

Am Sonntag waren wir dann am Fluss, da ham sich dann die chicos mit Begeisterung gebadet, ca. 10 Grad warmes Wasser. Brrr. Ich nicht, lieber stinken. Duschen und Klo und sowas gabs nicht, ca. 500m enternt einen Wasserhahn zum Zaehneputzen.

Am letzten Tag war dann so eine Art Umzug, am Ostersonntag, wo dann alkoholisierte Maenner so heiligen Figuren rumgetragen haben, die fast umgekippt waeren. Dann kam der voellig besoffene Buergermeister und hat mich auf Quechua irgendwas zugequatscht, aber ich hab dann dankend abgelehnt. Was auch immer er gesagt hat. Ich glaube er wollte mir von einem Schnapps aus seinem Benzinkanister anbieten. Hat jedenfalls danach gerochen...

Jedenfalls ist das Dorf sehr schoen gelegen, auf ca. 3000m mit gewaltigen Bergen drumherum. Die "Strasse" dorthin ist allerdings ne Katstrophe (jedenfals die letzten 2 Stunden), zum Glueck ist nur das Auto vor uns steckengeblieben.
Bei der Rueckfahrt gabs zwei schwere Unfaelle mit etlichen Schwerverletzten, die fahren hier wie die Verrueckten. Vor allem die Minibusse mit ca. 10 Leuten, sowas wie Schnellbusse, sind buchstaeblich schnell. Einfach frontal zusammengestossen beim Ueberholen. Also nachts fahren ist hier nicht so toll wie ich gesehen hab... Wenistens war der Krankenwagen ziemlich schnell da, und ein Polizist der den Verkehr ueber die Wiese umgeleitet hat (Leitplanken und Strassenmarkierung gibts hier nicht)... das reinste Chaos...

In allem wars aber doch sehr lustig. Ach ja, geschlafen ham wir in irgend einem Raum hinter der Kirche, auf dem Boden, gab aber genug Decken, es war ganz warm und der Boden ganz weich... Und gekocht wurde mit der mitgebrachten Kueche, hat alles sehr gut funkioniert.


Mittwoch, 8. April 2009

Uebrigens...

...Doris, die Chefin hier, Ordensschwester von der peruanischen katholischen Kirche, hat eigentlich Chemie studiert und bei Johnson & Johnson bei der Seifenherstellung einige Jahre gearbeitet. Ich hab mich immer schon gewundert dass sie sich nicht gewundert hat das ein Maschinenbauer und nicht ein soziale Arbeit Student hier ist...

Morgen gehts los, irgendwohin in ein Tal (immer noch 3000m) mit den 20 chicos (ein paar ehemalige, jetzt selbststaendige) kommen auch mit. Bis Sonntag. Sone Art Abenteuerurlaub. Es sind so ca. 4 Stunden Busfahrt, auf nicht geteerter Strasse... da bin ich ja mal gespannt...
Wenn mir jemand vor knapp 9 Monaten gesagt haette, dass ich mal in Bolivien mit 20 Strassenkindern mitten im nirgendwo einen 4 Tagesausflug mach, haett ich ihn fuer verrueckt erklaert :)

Am Montag gibts Bilder...

Montag, 6. April 2009

La Paz

los gehts...



Fussballstadion

vor dem Fussballstadium



Hauptstrasse

Sonntag, 5. April 2009








man lebt auch hier "mit" dem muell...






Fussballplatz


mein Zimmer









Bergblick